Abseits der Unruhen und Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges führte eine Klosternovizin im 17. Jahrhundert ein Leben in strenger Ordnung, geprägt von täglichem Gebet, Gehorsam und harter Arbeit unter der Leitung der Äbtissin und der erfahrenen Nonnen. Ihr Alltag war minutiös geplant und bestand aus regelmäßigen Andachten, Handarbeiten und dem Studium heiliger Schriften. Dieses Leben war zwar von Entbehrungen geprägt, ermöglichte jedoch zugleich eine tiefe geistige Einkehr. Während die Welt draußen in Chaos versank, fand die Novizin in den Mauern des Klosters Schutz und Stille, um sich ganz ihrer spirituellen Reise hinzugeben.

Über das Jahr hinweg wechselten die Aufgaben der Novizin entsprechend der Jahreszeiten. Im Frühling war sie häufig im Klostergarten tätig, wo sie unter Anleitung lernte, Heilkräuter zu pflanzen und zu pflegen, die das Kloster für eigene Zwecke oder für die Wohltätigkeit nutzte. Im Sommer unterstützte sie bei landwirtschaftlichen Arbeiten wie dem Sammeln und Trocknen der Kräuter oder dem Vorbereiten der Vorräte für den Winter. Der Herbst brachte Erntearbeit und die Lagerung von Vorräten, während der Winter den Raum für stilles Arbeiten bot: Abschreiben religiöser Texte und das Erlernen von Handwerken wie Spinnen oder Weben. Diese Tätigkeiten dienten nicht nur der Versorgung des Klosters, sondern förderten auch die Geduld und Hingabe, die für das Klosterleben unerlässlich waren.

Zu den möglichen Aufgaben der Novizinnen gehörte neben alltäglichen Tätigkeiten wie der Herstellung von Lebensmitteln (Brot etc.), der Reinigung des Klosters und der Wäsche auch Handwerkliches wie der Herstellung und Reparatur von Kleidung und liturgischen Textilien, das Kopieren von Büchern und das Binden heiliger Schriften. Auch das Ziehen von Kerzen, das Herstellen von Seifen und das Anmischen von Heilmitteln aus den Kräutern des Klostergartens waren gängige Arbeiten, da Klöster oft für die medizinische Versorgung in der Umgebung verantwortlich waren. Besonders wichtig war der Gartenbau, bei dem sie den Umgang mit Heilkräutern erlernte.

Bemerkenswert ist hierbei der strenge Unterschied zwischen den Novizinnen (also den angehenden Chorschwestern) und den Laienschwestern. Denn auch wenn Novizinnen manchmal ähnliche Arbeiten verrichteten wie die Laienschwestern – wie das Reinigen, Kochen oder Arbeiten im Garten –, war dennoch klar, dass sie für eine geistliche Laufbahn und höhere Aufgaben im Kloster vorgesehen waren. Im Gegensatz dazu übten Laienschwestern üblicherweise, dauerhaft die dienende Rolle aus. Dies spiegelte auch die damalige Gesellschaft wieder, da die Nonnen idR. von höherem Stand waren und deshalb eine große Mitgift einbrachten während den Familien der Laienschwestern idR. das Geld fehlte um ihre Tochter ins Kloster „einzukaufen“.

Verwaltungsaufgaben waren für Novizinnen meist noch nicht vorgesehen, da sie erfahrenen Schwestern vorbehalten waren. Doch in großen Klöstern mit umfangreichen Ländereien wurden Nonnen oft in Verwaltungsangelegenheiten eingewiesen. Dazu zählte die Buchhaltung, das Anlegen von Inventaren und teils auch die Organisation der landwirtschaftlichen Produktion. Talentierte Schwestern kümmerten sich auch um die Einhebung von Abgaben oder den Kontakt mit Pächtern und Dorfbewohnern auf den oft umfangreichen Klosterländereien. Oft waren die frommen Damen auch als toughe und gerissene Geschäftsfrauen bekannt. Für eine Novizin kamen solche Aufgaben jedoch erst infrage, sobald sie ihre Gelübde abgelegt und das Vertrauen der Äbtissin gewonnen hatte.

Fotoserie von George Alexander von Geschichte(n) Erleben mit Mitgliedern und Freunden von Abenteuer History Tyrol.